von Nirit Shalev Kalifa

Außerhalb der Mauern der Altstadt in der Nähe des Ziontores liegen die St. Saviour Kirche aus dem 14. Jahrhundert und der angrenzende armenische Friedhof. Der Hof der Kirche, der von einem Bogengang umschlossen wird, diente seit dem 18. Jahrhundert als Grabstätte für die armenischen Patriarchen von Jerusalem. Die Bischöfe als Hüter der heiligen Stätte und nach den Patriarchen die zweiten in der Rangordnung werden unter der Pflasterung in der Mitte des Hofes begraben. Mit der Aufsicht über die heiligen Stätten und über die Schätze der Kirche hatten diese Männer zu ihren Lebzeiten eine große Macht. Nach ihrem Tod, dienen die Steine auf ihren Gräbern als Gehsteige für die Pilger und Besucher, zum Zeichen für die Bescheidenheit der Bischöfe.

Als Folge des Völkermords an den Armeniern, kamen in den Jahren nach dem ersten Weltkrieg viele armenische Flüchtlinge nach Jerusalem und siedelten auf dem Gelände des St. James Klosters. Das armenische Patriarchat von Jerusalem teilte den Zivilisten, die keine Mitglieder des Klerus waren, ein großes Gebiet auf dem Friedhof am Zionsberg zu. Das zugeteilte Land ist seitdem unterteilt in ein Gebiet für den kirchlichen Gebrauch, wo die Mönche leben und die Priester begraben werden, und in ein Gebiet auf dem Menschen, die nicht dem Klerus angehörten, begraben werden.

Zwischen 1948 und 1967 war der Friedhof im Niemandsland zwischen Israel und Jordanien und viele Gebäude, Gräber und Ornamente wurden zerstört. Die Einwohner des armenischen Viertels bekamen vorübergehend ein Gebiet für Begräbnisse innerhalb des Klostergeländes in der Altstadt, die unter jordanischer Kontrolle stand. Nach 1967 hatten die Einwohner der Altstadt wieder Zugang zum Friedhof auf dem Zionsberg. Der zweite Stock des Kirchengebäudes wurde renoviert und die Bögen wurden mit Glasfenstern abgedichtet. In den 1970er Jahren begann die armenische Gemeinschaft den Bau einer neuen Kirche und plante dabei eine Integration alter Grabsteine in die Kirchenmauern. Allerdings stoppte der Bau als Folge von Planungsproblemen und einem neuen Aufteilungsplan des Zionsberges und die Fundamente verfielen.

Der bürgerliche Friedhof wird auch heute noch für Begräbnisse benutzt. Durch die starke Auswanderung im späten 20. Jahrhundert, während derer viele armenische Familien Jerusalem verlassen haben, wurde der Friedhof heutzutage aber fast vollständig aufgegeben.

Das Gelände der Kirche ist auch der Wohnort der Priester und anderer Kleriker, die ihren Dienst in der Grabeskirche tun. Die Kirche und das Gelände, die seit vielen Jahren vernachlässigt worden sind, wurden vor kurzem in der Amtszeit des Patriarchen Nourhan Manougian restauriert.

Keramikdekoration im Hof und auf dem Altar

Der Altar, der an der Ostmauer in der Nische des nächsten Punktes zur Kirche steht, wurde im Jahr 1928 von dem Gründer der armenischen Keramiktradition in Jerusalem, David Ohanessian, gestaltet. Auf den blauen Fliesen der Seitentafel des Altars ist zu le
sen:

David Ohanessian aus Kütahya, der im Jahr 1919 die Keramikkunst in Jerusalem gegründet hat, hat diese Fliesen in seiner Werkstatt hergestellt um den Altar zur Ehre seiner Eltern und allen geliebten Verstorbenen zu gestalten. 1928, unter dem Patriarchen Yeghishe Tourian.

Eine andere Tafel in der Nähe des Altars, die nicht sicher von Ohanessian stammt, bedeckt die gesamte Wand und zeigt ein armenisches Kreuz in ihrer Mitte. Professor Nurith Kenaan-Kedar beschreibt die Tafel:

Die blauen Fliesen, die mit einem schwarzen Muster dekoriert sind, erzeugen eine einheitliche Oberfläche, auf der das große Kreuz hervor scheint. Es wird von einer weißen Rahmen auf dem Hintergrund umrandet und dient als einzigartiges Bild und Zeichen der Offenbarung.

Andere Paneele, die ein großes armenisches Kreuz zeigen, wurden in den 1920er und 1930er Jahren in den palästinensischen Töpferwerkstätten produziert, die im Besitz der Familien Balian und Karkashian waren.

 Das Grab von Setrak Balian

Das Werk der armenischen Keramikkünstlerin Marie Balian ist auf dem Grab ihres Ehemannes Setrak, der im Jahr 1997 starb, zu bewundern. Der Töpfermeister Setrak war der Sohn von Neshan Balian, einer prominenten Persönlichkeit aus den Anfängen der armenischen Keramikkunst in Jerusalem. Der Grabstein, der in die Friedhofsmauer eingelassen ist, zeigt Balians Namenszug. Die trauernde Figur stellt die Künstlerin dar. Die drei Engel symbolisieren die drei Kinder des Paares. Auf der unteren Seite der Tafel verdeutlichen rote Rosen mit gebrochenen Stängeln und hängenden Blüten das Leid und die Trauer.

Das Monument

Der Obelisk im Herzen des Friedhofs ist ein Monument und Ruhestätte von armenischen Soldaten, Mitgliedern der französisch-armenischen Legion, die in der Schlacht um Arara in Samaria im Jahr 1918 gefallen sind. Gegen Ende des ersten Weltkrieges haben sich Teile der armenischen Gesellschaft in der Türkei und überall in der Welt freiwillig dazu gemeldet, den Sturz des bröckelnden Ottoman Empire zu unterstützen. 23 armenische Soldaten haben in der Schlacht um Arara unter General Edmund Allenby ihr Leben gelassen und wurden zunächst in einem Massengrab in der Nähe des Schlachtfeldes begraben. Im Jahr 1926 wurden ihre Gebeine zum Friedhof auf dem Zionsberg gebracht und der Obelisk wurde errichtet. Im Laufe der Jahre wurde dieses Monument zur zentralen Gedenkstätte für die Opfer des armenischen Völkermordes, der von der Türkei verübt wurde.